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Auf die inneren Werte kommt es an !

Züchten ist eigentlich eine gezielte Verpaarung von Tieren, um die verschiedensten Merkmale der Nachkommen in ihren Eigenschaften und Aussehen, zu verbessern. Das geschieht nach persönlichem Geschmack oder auch, um den Standardzielen näher zu kommen, um höchste Qualität bei den Ausstellungen präsentieren zu können.


Aber es ist schon eine Leistung, die hohe Qualität zu halten und andere Merkmale. die in der Zucht benötigt werden, die sogenannten unsichtbaren Merkmale - wie Legeleistung, Eigewicht, Charakter, Vitalität und besonders Körperwachstum sowie Federentwicklung - entsprechend den Zuchtlinien zu festigen. Um das alles zu erreichen, sollte man schon Aufzeichnungen machen, um konkret zu wissen, in welchem Zuchtstamm es Probleme gab. Beispielsweise kann man am Tier eine sogenannte Gefiederbremse, die sich ja bekanntlich recht stark vererbt, im Herbst vor den Ausstellungen nicht mehr feststellen. Oft werden solche Tiere sogar sehr fein und in die Zucht eingestellt, so daß man diese Erbmasse besonders festigt. Wir wissen alle, wie unangenehm es ist, wenn nach Monaten die Jungtiere noch halb nackt im Auslauf herumlaufen.


Wenn in der Zucht die Eier immer kleiner werden, wenn man immer mit Eiern von Junghennen brütet, die noch zu kleine Eier legen, sollte man unbedingt einen Hahn einstellen, der von einer Mutter stammt, die große Eier legt. Nur durch solche Zuchtauslese kann man durch die inneren Werte der Tiere, die gesamte Zucht verbessern. Dabei geht es nicht nur um Legeleistung, Eigewicht oder Wachstum. Man kann auch Aggressivität oder die Lautstärke der Krährufe - wie von Klaus Reinermann, Ahaus, in den ersten erfolgversprechenden Versuchen nachgewiesen - durch gezielte Züchtung beeinflussen. Im umgekehrten Fall ist durch fehlende Kontrolle und Veränderung des Genmaterials, bei einigen Rassen, die Sporenbildung der Hähne offensichtlich weggezüchtet.


Vor allem in der Farbzucht gibt es eine Vielzahl an Tieren, die verdeckt besondere Merkmale vererben, so daß nicht immer das schönste Ausstellungstier in der Zucht Verwendung finden sollte. Am schlimmsten ist es natürlich bei solchen Rassen, wo schon von vornherein bekannt ist, daß sie aufspalten. Die blauen bzw. blaugesäumten Rassen sind ja dafür bekannt, daß man hier immer wieder mit den spalterbigen schwarzen und schmutzig weißen weiter züchten muß. Das trifft aber auch noch für einige andere Arten zu. So spalten die gold-blaugesäumten Wyandotten in gold-weißgesäumte und gold-schwarzgesäumte Tiere auf. Bei solchen Rassen braucht man noch mehr Zuchttiere, vor allem muß man hier immer mit mehreren Stämmen arbeiten, damit man immer wieder verdeckt in der Zucht aufbauen kann. Ähnlich sieht es auch bei den Augsburgern mit ihrem Becherkamm aus, wo bei der Nachzucht immer Tiere mit Hörnern oder Einfachkamm anfallen, so daß auch hier nicht jedes sonst recht wertvolle Tier ein Ausstellungstier ist. Das gleiche trifft auch auf die Krüper, die in ihrer Erbmasse kürzere und längere Beine haben, zu. Auch bei einigen anderen Zeichnungsarten muß man fast immer im Ausgleich paaren. Nur so kann man auch wieder Spitzentiere bringen, die bei der Ausstellung Erfolg haben.


Natürlich sollte man Tiere, die offensichtlich grobe Rassefehler oder sogar Ausschlußfehler zeigen, nicht mit in den Zuchtstamm einbauen. Aber viele, bei denen Wünsche in der Kritik zu lesen waren, sind teils wertvolle Zuchttiere. Vereinzelt sogar Tiere, die schon einen Mangel besitzen - hier muß der Züchter selbst entscheiden, ist dieser Fehler in seiner Zucht noch zu vertreten oder nicht. Vor allem sollte man wissen, ob die Eltern auch diesen Mangel hatten, so daß man eher abwägen kann, ob man mit diesem Fehler in der Zucht weiter kommt.


Es ist oft eine schwere Entscheidung, ob die Tiere,. die nur für die "Werkstatt" und keine Schautiere sind, behalten werden oder nicht. Das kann aber nur der Züchter selbst entscheiden.




Autor: Fritz Schöne, Sebnitz
Quelle: Geflügelzeitung 13/2001