Zuchtstammgröße bei Hühnern und Zwerghühnern
Immer wieder steht die Frage nach der richtigen Anzahl von Hennen, im Zuchtstamm, im Raum. Sei es beim Erwerb der Tiere, bei der Selektion oder, letztlich, bei der Zusammenstellung des Zuchtstammes/der Zuchtstämme. Auf eine ausreichende Anzahl kommt es schließlich an. Welche dies aber ist, daran scheiden sich die Geister. Einer oder mehrere Stämme? Eher große oder eher kleine Stämme? Hat dies mit der gezüchteten Rasse zu tun? Worauf sollte man bei diesen Überlegungen achten? Viele Fragen, auf die es zumeist recht einfache Antworten gibt. Im Folgendem soll ein Überblick über diese Schwerpunkte dieser Thematik gegeben werden. Der Versuch, Theorie und Praxis in Einklang zu bringen, steht dabei im Mittelpunkt.
Die eigenen Ansprüche
Zunächst sollte man immer abwägen, wie viel Platz, für die Aufzucht der Jungtiere, zur Verfügung steht. Dies ist schon fast der wichtigste Indikator für die Zuchtstammgröße. Viele Züchter orientieren sich an selbst gesteckten Zielen, legen eine Maximal- oder Minimalzahl an Küken fest. Zumeist beruht dies auf auf der Erfahrung mit der Aufzucht und der Handhabung dieser. Andere Züchter richten nach solchen Werten aber schon ihre Zuchttierzahl aus. Je besser man seine Rasse kennt, umso idealer ist es. Einfachste Rechnungen sind dabei anzulegen. Wie ist die Befruchtung im Normalfall, wann sollen die Küken schlüpfen und wie viele Bruten werden geplant? Mit einer festen Größe an gewollten Jungtieren können wir in der Folge die Planungen des Zuchtstammes/der Zuchtstämme angehen.
Die Rasse macht den Unterschied
Weiterhin entscheidend, für eine konsequente Herangehensweise, ist zudem die Wahl der Rasse. Die Vielfalt der Rassen macht es unmöglich, auf alle einzugehen. Wir können aber durchaus Rassen zu Gruppen zusammenfassen und allgemeingültige Werte aufstellen. Letztlich kommen wir dann zu einem Verhältnis von Hahn zu Hennen, das sowohl der Rasse, als auch den Ansprüchen an diese, gerecht wird. Die folgende Abgrenzung unterscheidet daher nicht nur große Hühner und Zwerge, sondern viel kleinteiliger in Wirtschaftsrassen, Zwiehuhnrassen, Kämpfer, Zwerg-Kämpfer und Zwerghuhnrassen, Urzwerge und verzwergte Rassen. Bei den letzteren ist eine Unterscheidung der Abkömmlinge der Wirtschafts- und Zwiehuhnrassen nicht so entscheidend, insbesondere bei der Zuchtstammzusammenstellung. Grundlagen für diese Einteilung sind die Legeleistung, das Gewicht, die Federstruktur und die Entwicklungszeit. Unter diesen finden wir bei unseren Hühnerrassen so gravierende Unterschiede, dass sich der einheitliche Terminus Huhn für alle eigentlich fast schon verbietet.
Unter den Wittschaftsrassen sind die Mittelmeerrassen das Aushängeschild. Sie wurden auf hohe Legeleistung gezüchtet. Damit einhergehend können und müssen wir bezüglich der Vitalität hohe Ansprüche stellen. Dies führt auch dazu, dass wir einem Hahn problemlos zehn oder mehr Hennen anpaaren können. Ihr schlanker, wenig zur Verfettung neigender Körper, und ihr agiles Wesen, sind Ausdruck von Wirtschaftlichkeit.
Die Zwiehuhnrassen verbinden eine gute Legeleistung mit einem annehmbaren Fleischertrag. Um es kurz zu sagen, sie sind schon etwas schwerfälliger, aber keineswegs zu behäbig, um nicht auch in relativ großen Stämmen gehalten zu werden. Bis zu zehn Hennen sind kein Problem, jedoch sollte auf die rassespezifischen Eigenheiten geachtet werden. Ein New Hampshire oder eine Wyandotte erfordern noch einmal eine andere Herangehensweise, als ein Orpington oder Cochin. Je voluminöser die Rassen beschaffen sind, umso kleiner sollten die Stämme ausfallen. Eine eindeutige Festlegung auf eine bestimmte Hennenzahl gibt es bei keiner der Varianten in dieser Rassegruppe. Ist die Leistung bei größeren Stämmen zufriedenstellend, so sollte die Zucht auf solche aufgebaut werden. Gibt es allerdings Defizite, so sind kleinere Stämme ratsam. Um die Hennen jedoch nicht zu stark zu strapazieren, sollte auf zu kleine Stämme, auf längere Dauer, verzichtet werden. Nach der Brutzeit sollte die Herdenbildung aller Hennen in Erwägung gezogen werden.
Bei den Kämpfern, Zwerg-Kämpfern und Zwiehuhnrassen, also zum Beispiel den Langschwanzrassen, finden wir wiederum recht unterschiedliche Züchtungen, die dennoch, durch ihre Zuchtschwerpunkte und ihre Züchtungsgeschichte, einige Gemeinsamkeiten aufweisen. Grundsätzlich wird hier mit kleinen Stämmen, mit höchstens fünf Hennen gezüchtet. Die Typausprägung, die hier neben der Merkmalseigentümlichkeit im Mittelpunkt steht, wird nicht in der Breite vererbt. Wir züchten in diesem Fall eher die Extreme, ohne dass diese als solche zu gelten haben. Die paarweise Haltung wird hier schon häufiger praktiziert. Aus der geringeren Legeleistung ergibt sich zudem eine erhöhte Aufmerksamkeit bei der Selektion und Verpaarung, bezüglich des Erhalts der gegebenen Leistung. Die Minderlegeleistung und das Bruteigewicht sollten aufmerksam beobachtet werden.
Die Urzwerghühner sind eine ganz eigene Gruppe, die zwar durchaus Gemeinsamkeiten mit den Kämpfern usw. aufweist, aber begründet durch ihre Größe, oder besser gesagt Kleinheit, einer individuellen Betrachtung bedürfen. Kleine Stämme sind hier die Regel. Wenn auch so mancher Züchter auf Stämme mit fünf oder mehr Hennen setzt, so ist dies mehr auf die Erzielung reichlicher Nachzucht ausgerichtet, als auf einen tatsächlichen Zuchtfortschritt. Mehrere kleinere Stämme sind dagegen das erfolgversprechende Mittel, auch um einer Verwandtschaft der Tiere entgegen zu wirken. Hier ist die Legeleistung geringer und die Tiere beginnen bei naturnaher Haltung später mit dem Legen. Die Haltung von kleinen Stämmen mit bis zu drei Hennen, aber auch die paarweise Haltung, sind bei den Rassen dieser Gruppe die Regel und ideal. Gelegentlich werden auch zwei Hähne in einem Stamm verwendet, was bei Geschwistern oder Vollgeschwistern und ebenso veranlagten Hennen, aufgrund der charakterlichen Eigenheiten der Urzwerge, ebenfalls möglich ist.
Die verzwergten Rassen sind das Bindeglied zwischen großen Hühnern und den Urzwergen. Auch sie vereinen den Leistungsanspruch ihrer großen Vettern und das Niedliche, Zwergenhafte, in sich. Die Stammgröße orientiert sich bei diesen, einerseits an den gleichen Kriterien wie bei den entsprechenden Großrassen, zum Beispiel in der Formgebung oder Federstruktur, andererseits aber auch an den Eigenheiten der Zwerghühner. Sie benötigen deutlich weniger Platz. Allein dieses Kriterium macht schon den Einsatz mehrerer Stämme mehr als nur sinnvoll. Es bieten sich, züchterisch, ganz andere Optionen. Dies sollte man stets nutzen. Wenn gleich fünf bis zehn Hennen bei vielen Rassen kein Problem sind, so ist weniger meist besser. Qualitativ macht sich dies sicher bemerkbar.
Eine Pauschalisierung innerhalb der Gruppen ist natürlich nicht möglich. Grundsätzlich finden wir aber Eigenheiten, die eine solche Unterscheidung und Kategorisierung sinnvoll machen.
Die Zuchtziele
Nicht jede Rasse kann auf eine konstante Nachzuchtqualitäz verweisen. Neben der Farbe und Formgebung, finden wir auch in den Kopfpunkten häufig große Schwankungen. All dies muss bei der Zuchtstammzusammenstellung berücksichtigt werden. Die eigenen Erfahrungen, und die anderer, helfen bei jeglichen Überlegungen, bezüglich der Zuchtstammgröße, weiter. Mit kleinen Zuchtstämmen lässt sich schneller sein Zuchtziel verwirklichen, gleichzeitig verengt sich damit aber auch, bei zu wenigen Tieren und Stämmen, die Zuchtbasis.
Ein Hahn vererbt seine Merkmale auf alle Hennen, mehrere Hähne und Stämme, schaffen eine breitere Zuchtgrundlage.
Wenn nur ein einziger Hahn zum Einsatz kommt, so sollte, nach Möglichkeit, mindestens ein weiterer in Reserve gehalten werden. Ebenso sollte, nach der Zuchtzeit, nicht zuerst der Zuchthahn geschlachtet werden. Über Rückpaarung, also Inzucht oder Inzestzucht, ist ein qualitativer Zuchtfortschritt schneller erreichbar. Ein weiterer, paralleler, Zuchtstamm bietet daneben die Gewähr einer breiteren Zuchtgrundlage und schließt zu große Inzuchtdepressionen, also einen Leistungs- und Vitalitätsabfall, aus.
Die Qualität entscheidet
Nun ist eine Diskussion über die Größe des Zuchtstammes vorrangig nur Theorie. Letztlich entscheidet darüber, häufig, der vorhandene Bestand. Die Nachzucht soll die Qualität der Elterntiere widerspiegeln oder eine Verbesserung darstellen. Da wir keine reinen Vermehrungszüchter sind, gilt es folglich schon bei den Ausgangstieren äußerste Sorgfalt anzuwenden. Sind nur wenige Tiere erfolgversprechend, so sollte man auch nur auf diese zurückgreifen. Ein großer Zuchtstamm, der viele verschiedene Merkmalsausprägungen in sich vereint, verspricht auch genau dies für die Nachzucht. Ein züchterischer Fortschritt ist damit kaum zu erzielen. Weniger ist in dem Fall eben doch mehr.
Wann wird der Zuchtstamm zusammengestellt ?
Erfolg stellt sich nur ein, wenn nicht nur die richtige Zuchtstammgröße gewählt wird, sondern auch, wenn die Vorbereitung stimmt. Tageslichtverlängerung, Fütterung und Haltung, sind ebenso bestimmende Faktoren. Es genügt zudem nicht, den Hahn kurzerhand zu den Hennen zu setzen und gleich Leistung zu erwarten. Wie überall im Leben, so muss das männliche Geschlecht das weibliche erst von sich überzeugen. Hierarchien, oder besser die Hackordnungen, finden sich auch zwischen den Geschlechtern. Es kann also durchaus einige Zeit dauern, bis der Hahn sich behauptet. Gerade bei der Zucht mit Alttieren, darf dieser Aspekt nicht unterschätzt werden. Der Zeitpunkt der Zusammenstellung richtet sich dann nach den Rasseeigenheiten und der Entwicklungszeit, die die Nachtzucht zur Reife benötigt. Zwischen sechs und neun Monaten liegt die normale Entwicklungszeit der Jungtiere, fast aller Hühnerrassen, nur einzelne Kämpferrassen benötigen deutlich mehr Zeit. Für große Hühner sind, mit Blick auf unseren Schaukalender, die Monate Februar oder März ideal, Zwerghühner können auch im April oder Mai problemlos schlüpfen und werden fertig. Bei der Berechnung der eigenen Zeitplanung muss dies berücksichtigt werden.
FAZIT
Zahlen alleine sind kein Gradmesser, aber stets eine Orientierung! Die rassespezifischen Eigenheiten bilden dafür die Grundage. Die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten für Alt- und Jungtiere, die Qualität des Ausgangsbestandes und die individuellen Zuchtziele sind gleichwertig dazu zu betrachten. Es sind eben viele Komponenten, die wir mit einbeziehen müssen, von der Vitalität und Leistungsfähigkeit der Tiere mal ganz abgesehen. Diese sind natürlich eine Grundvoraussetzung für jeglichen Zuchterfolg. Daneben weiterhin die Zuchtvorbereitung und die Pflege der Tiere.
Quelle: Geflügelzeitung
Ergänzungen durch Redaktion W.P.B.A.-Network