Steigerung der Legeleistung
Geht man von den Vorfahren unserer Haushühner, den wilden Kammhühnern aus, so wird die über Jahrhunderte erzüchtete Steigerung der Leistungsfähigkeit deutlich. Bankivahühner legen zwei bis dreimal im Jahr 8 bis 12 Eier, die sie selbst bebrüten. Diese Leistung von maximal 36 Eiern wird heute von den besten Hennen unserer Haushuhnrassen, mit weit über 200 Eiern im Jahr, in den Schatten gestellt.
Dem Menschen ist es über Jahrhunderte gelungen, durch gezielte Verpaarung solche Jahresleistungen zu erreichen. Das war aber nur möglich, indem die Natur auch der Bankivahenne schon bei der Geburt etwa 3000 bis 4500 Anlagen zur Entwicklung der Eier im Eierstock mitgegeben hat. Davon entwickelt sich aber nur ein kleiner Teil, etwa bis zu 800, im Laufe des Lebens. Die Dotterzellen hängen während der Legeperiode einer Henne am Eierstock wie die Beeren an einer Weintraube. Ist eine Dotterkugel reif geworden, reißt die gefäßreiche Eierstockmembran und die von der Dotterkante umgebene Kugel wird vom Eileiter aufgenommen und als Ei aufgebaut.
Unter den verschiedenen Rassen unserer Haushühner gibt es Typen, die besser geeignet sind, um über Generationen die Legeleistung zu verbessern, aber auch solche, wo man mit einer Selektion auf Legeleistung den Typ der Rasse verändern bzw. verfälschen würde. So gibt es auch heute noch Rassen, die nur so viele Eier legen, dass es gerade zur Fortpflanzung reicht. Das betrifft vor allem viele Kämpfer aber auch Langschwanz- und Kräherrassen. Hier stehen erklärlicherweise die Leistungseigenschaften in punkto Eiergewinnung nicht im Vordergrund, dennoch sollte man auch bei diesen Rassen darauf achten, dass die Hennen legetüchtig bleiben und ab und an eine kleine Serie ohne Mühe legen.
Eine Steigerung der Legeleistung wurde vorwiegend bei mittelschweren und leichten Rassen erreicht. Durch Legewettbewerbe, Herden- und Einzelkontrollen mittels Fallnest konnte über Jahrzehnte die Leistung gesteigert werden. Mittelschwere Rassen wie New Hampshire, Australorps, Amrocks oder Niederrheiner sind für eine hohe Eierleistung bekannt. Aber auch die Gruppe der Leghorn und Italiener, also Rassen von leichterem Typ, machen von sich reden. Will man im eigenen Bestand die Legeleistung steigern, kommt dem Zuchthahn große Bedeutung zu. Dieser muss von einer prima legenden Henne abstammen. Der Beweis dafür kann aber nur mittels Fallnest erbracht werden. Wobei alles in der Zucht, ob Verbesserung der Legeleistung oder Schönheit der Rassemerkmale nur über eine gewisse Inzucht möglich war und ist. Wertvolle genetische Merkmale können durch Inzucht in der Population gefestigt werden. Ein durchgezüchteter Bestand weist allgemein sehr ausgeglichene Tiere auf, die mit hoher Sicherheit die guten Eigenschaften auch weiter vererben. Durch diese Zuchtauslese muss dieser Bestand zwangsläufig auch einen entsprechenden Inzuchtgrad aufweisen. Das darf aber nicht soweit gehen, dass eine oft jahrelange zu enge Inzucht negative Begleiterscheinungen mit sich bringt. Das wichtigste ist bei dieser relativ engen Verpaarung, dass größtes Augenmerk auf beste, natürliche Gesundheit sowie Vitalität gelegt wird. Denn wird die Inzucht in einem Bestand zu hoch, merkt man dies als erstes am Wachstum, der Vitalität und später auch an der Eierleistung. Vor allem bei unseren vielen seltenen Rassen und Farbenschlägen liegt der Verdacht nahe, dass der Inzuchtgrad schon relativ hoch ist. Lassen dann Vitalität, Wachstum und Eierleistung bedenklich nach, ist der Züchter gefordert zu handeln. Leider ist gerade bei den Raritäten die Auswahl an geeigneten Zuchttieren, die Fremdblut in die Rasse oder Farbe bringen könnten, auch sehr gering. Hier muss im Notfall versucht werden, z.B. mit Tieren, die mit zur Erzüchtung dieser Rasse/dieses Farbenschlages verwendet wurden, gegenzusteuern und wieder Vitalität und Leistung in die Zucht zu bringen.
Bei Rassen mit dieser geringen Verbreitung wird natürlich der Züchter vorwiegend auf Schönheitsmerkmale achten und nicht oder nur selten die Eierleistung in den Vordergrund stellen. Zumal nur selten Möglichkeiten und vor allem die Einsicht zur Notwendigkeit für eine Fallnestkontrolle, vorhanden sind.
Wenn man in der Zucht frisches Blut zuführen möchte, stellt sich oft die Frage, nimmt man einen Hahn oder eine Henne. Nach meiner langen Züchtererfahrung vertrete ich die Meinung, dass beides geht, aber besser ist eine Henne und noch besser mehrere Hennen. Denn wenn man nur eine Henne kauft, kann es sein, dass diese gerade nicht legt, wenn man brüten will oder sich allgemein als schlechter Leger herausstellt. So ist man bei mehreren Hennen auf der sicheren Seite. Bei einem fremden Hahn sind die Vererbungseigenschaften in punkto Schönheit ungewiss. Weniger bezüglich Vitalität und Legeleistung, denn da wird meist eine Verbesserung erreicht.
Deswegen gibt es Züchter, die sich möglichst jedes Jahr einen neuen Hahn kaufen, aber dadurch nur durch Zufall die Rassigkeit verbessern können, aber wohl immer die Vitalität und somit die Legeleistung. Allerdings ist das äußere Erscheinungsbild eines Tieres niemals Folge der Erbanlagen allein. Hier spielen die Einflüsse aus der Umwelt, wie Haltung, Fütterung, Tageslänge, sogar Stallklima eine bedeutende Rolle, was aus guten Erbanlagen herauszuholen ist.
Autor: Fritz Schöne, Sebnitz
Quelle: Geflügelzeitung 18/2008